Hochschulen und Universitäten gibt es hierzulande zuhauf. Doch nur drei Zweierteams deutschlandweit sind auserkoren, Paten zu sein für die offizielle Marketing-Kampagne des Bundes zum Deutschlandstipendium. Ein HTWK-Stipendiat und sein Förderer zeigen stellvertretend Gesicht – wenn auch nur ihr halbes.
Es kommt nicht von ungefähr, dass die HTWK Leipzig mithilfe ihres Stipendiaten Wladimir Sawin und dessen Förderer Norbert Hippler gerade bundesweit „Schlagzeilen macht“. Das Paar-Motiv mit angehendem und erfahrenem Architekten erscheint derzeit großflächig in Zeitungsannoncen und ziert künftig über mehrere Jahre diverse Werbeträger des Bildungsministeriums. Einerseits, weil die Hochschule beim Deutschlandstipendium überdurchschnittlich gut aufgestellt ist. Vor allem aber wurde eine tolle Spenden-Idee zum Türöffner. Die HTWK Leipzig schickte die Geschichte ein, die Einladung zum Casting in Berlin folgte prompt.
Und so trafen sich zwei Männer aus zwei Generationen am Leipziger Hauptbahnhof wieder. Gesehen hatten sich „der Norbert“ und „der Wladimir“ – man duzt sich, das ist Firmenkultur – schon eine Weile nicht mehr. Im Sommer 2017 war Niederlassungsleiter Hippler in flacher Hierarchie der Chef von Werkstudent Sawin. Letzterer erledigte die Arbeit so gut, dass Ersterer „seinen“ Stipendiaten für den Düsseldorfer Hauptsitz von RKW Architektur + empfahl. Wo Sawin, mittlerweile ausgestattet mit Bachelorabschluss, „in einem tollen Team viel Wissen aufsaugen“ und nun „beruflich erst einmal das reale Leben sehen“ könne, bevor der Master folgen soll.
Beim Erstkontakt noch hatte der Student den Termin verpatzt, nach einem Wo-steckst-du-Anruf aus der Hochschule sei er „tausend Tode gestorben“. Norbert Hippler reagierte gelassen: „Nach dem Kennenlernen war das gleich erledigt. Er war ehrlich betroffen, man spürte sofort, dass er aufrecht steht.“
Im ICE nach Berlin war Hippler erneut der wichtige Ruhepol: „Ein solches Shooting war Neuland für uns beide. Aber mir war klar, dass wir als authentische Botschafter ja nur gewinnen können.“ Währenddessen vermutete ein leicht nervöser Sawin „eher so eine Anzugträgersache“. Und war dann doch erstaunt, dass es zwei Stunden später in einem Loft in Berlin-Mitte sehr locker zuging: „Der Fotograf war ein lustiger Kerl – und hochprofessionell dabei. Ich dachte, man rasiert mich erst einmal. Aber sie wollten uns genau wie wir waren.“
„Drei Stunden waren eingeplant, gefühlt die Hälfte haben wir gebraucht. Die Profis fanden auch uns ziemlich professionell“, schildert Norbert Hippler. Die Motive habe man gleich vor Ort gezeigt. „Ganz gut getroffen“, urteilt der Architekt.
Dass man als Botschafter für das Deutschlandstipendium riesengroß in Zeitungen landen könnte, hatte man den Eintags-Models zwar gesagt. Richtig realisiert haben es die beiden Architekten erst, als sie wenig später – nun ja – riesengroß in Zeitungen landeten. Und immer mal darauf angesprochen wurden. „Schon ein bisschen stolz“ war Wladimir Sawin, nachdem er sich im ZEITmagazin entdeckte. Woraufhin sein früherer Chef schmunzelnd anfügt: „Unsere anderen Gesichtshälften sind aber auch ganz vorzeigbar!“
(Autor: Reinhard Franke)