In einem Bildungsprojekt erfassen Schülerinnen und Schüler Umweltdaten auf Gründächern von Haltestellen und entwickeln ein Reallabor mit Citizen-Science-Ansätzen
Wie wirkt sich Dachbegrünung auf Klima und Artenvielfalt aus? Und wie können Bürgerinnen und Bürger eigene Beiträge zur nachhaltigen Stadtentwicklung leisten? Im neuen Bildungsprojekt „FaGULab – Fahrgastunterstände Leipzig Reallabor“ führen Schülerinnen und Schüler ab der 10. Klasse Messkampagnen an ausgewählten Leipziger Fahrgastunterständen mit und ohne Dachbegrünung durch. Dabei erfassen sie mithilfe moderner Sensortechnologie Umwelt- und Biodiversitätsdaten und analysieren deren Wirkung auf das Mikroklima im städtischen Raum.
Reallabor und Citizen Science
Parallel dazu entwickeln die Teilnehmenden ein Reallabor, das im Anschluss für eine breitere gesellschaftliche Beteiligung geöffnet werden soll. Ziel ist es, gemeinsam mit Fachleuten und Interessierten standortgerechte Begrünungskonzepte zu entwickeln, im Reallabor zu diskutieren und praktisch zu erproben.
Das Projekt versteht sich als transformatives Bildungsformat mit Einflüssen aus Bildung der sogenannten „MINT“-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung. Es fördert forschendes Lernen, interdisziplinäre Zusammenarbeit und die aktive Auseinandersetzung mit ökologischen und gesellschaftlichen Fragen. FaGULab wird federführend von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) und in Kooperation mit dem Botanischen Lehrgarten im Schulbiologiezentrum der Stadt Leipzig sowie dem Botanischen Garten der Universität Leipzig umgesetzt. Das Vorhaben ist Teil der Förderinitiative „Transformative Bildung für nachhaltige Entwicklung“ der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und wird seit März 2025 drei Jahre lang mit rund 250.000 Euro unterstützt. Perspektivisch sollen die entwickelten Begrünungsvorschläge in städtische Planungsprozesse einfließen.
Für Forschung begeistern
FaGULab zeigt, wie Bildung, Beteiligung und Stadtentwicklung zusammenwirken können – praxisnah, multiperspektivisch und mit Blick auf eine nachhaltige Zukunft. Wichtige Unterstützung erhält das Projekt dabei von weiteren assoziierten Partnern: dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) – Department Systemische Umweltbiotechnologie sowie dem Amt für Umweltschutz der Stadt Leipzig. Darüber hinaus begleiten zahlreiche Beteiligte aus dem Leipziger Gründach Think-Tank das Vorhaben – ein Netzwerk aus Verwaltung, Forschung, Bildung und Wirtschaft.
„FaGULab bringt junge Menschen ins Handeln – mit echten Daten, echten Fragestellungen und echten Auswirkungen“, sagt Prof. Dr. Mathias Rudolph, Projektleiter an der HTWK Leipzig (Fakultät Ingenieurwissenschaft). „Sie lernen nicht nur MINT-Grundlagen, sondern erfahren, wie ihre Arbeit zu konkreten Lösungen für unsere Stadt beiträgt.“
Rolf Engelmann, Transferkoordinator des Botanischen Gartens der Universität Leipzig, betont: „Wir schaffen Lernräume mitten in der Stadt – lebendige Schnittstellen zwischen Biodiversität, Bildung und Beteiligung.“
Sebastian Hänsel, wissenschaftlich-pädagogischer Leiter im Schulbiologiezentrum Leipzig, hebt hervor: „FaGULab holt Schülerinnen und Schüler aus ganz unterschiedlichen Lebensrealitäten ab – und schafft Gelegenheiten, selbst aktiv zu werden. Sie erleben, dass ihr Wissen zählt, dass ihre Fragen relevant sind und dass Mitgestalten möglich ist – genau das brauchen wir in der Bildung für nachhaltige Entwicklung.“
„Grüne Inseln in der Stadt wirken kühlend an heißen Tagen und fördern die Artenvielfalt“, sagt Melanie Vogelpohl, DBU-Fachreferentin MINT-Bildung und Nachhaltigkeitsbewertung. „Neben der Unterstützung für Forschung und Verwaltung wirken die Beteiligten bei der Zukunftsgestaltung mit. Das kann Ansporn für eine nachhaltigere Lebens- und Wirtschaftsweise sein.“