Beim 1. Leipziger Geotechnik-Symposium an der HTWK Leipzig diskutierten Fachleute über Folgen und Lösungen des Klimawandels – Ein Rückblick
Die Auswirkungen des Klimawandels begegnen uns immer häufiger: Extremwettereignisse wie ausgeprägte Trockenperioden oder Starkregenereignisse können zu Katastrophen führen wie der Überflutung des Ahrtals 2021. Dabei unterspülten die Fluten nicht nur Häuser, sie zerstörten auch Straßen, Brücken und andere Infrastrukturen. Bei der Gewährleistung der Sicherheit für Menschen, Städte und Umwelt spielt die Geotechnik eine zentrale Rolle, denn sie beschäftigt sich mit dem Boden und schafft Grundlagen für urbane Flächen.
„Die Geotechnik steht im Zeichen des Klimawandels vor riesigen Herausforderungen und tiefgreifenden Veränderungen. Innovationen und Forschung für eine nachhaltige Geotechnik sowie für ein umfängliches Verständnis der klimainduzierten Bodenbeanspruchungen und deren Folgen sind daher von enormer Bedeutung. Dies ist heute eine zentrale Aufgabe und gleichzeitig eine gesellschaftliche Verpflichtung, der sich unser Institut seit Jahren stellt“, sagt Ralf Thiele, Professor für Bodenmechanik, Grundbau, Fels- und Tunnelbau sowie Leiter des Instituts für Geotechnik an der HTWK Leipzig, bei der Begrüßung zum 1. Leipziger Geotechniksymposium (LeiGS).

Schwerpunktthema „Geotechnik und Klimawandel“
Mit dem 1. LeiGS wollten die Initiatoren vom Institut für Geotechnik einen maßgebenden Beitrag leisten, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen. Ziel des neuen Formats war es, einen fächerübergreifenden Austausch zu geotechnischen Fragestellungen in einem interdisziplinären Kontext anzuregen.
Rund 60 Fachleute aus Deutschland und Österreich kamen am 13. und 14. November 2025 zum 1. LeiGS im Nieper-Bau der HTWK leipzig zusammen. Sie gehören den Bereichen Geotechnik, Umweltchemie und Städtebau und -Planung an und ermöglichten mit dieser Bandbreite nicht nur einen fächerübergreifenden Austausch zwischen Geotechnik, Umweltchemie und Städtebau, sondern auch eine enge Vernetzung zwischen Praxis und Wissenschaft.
Der diesjährige Themenschwerpunkt „Geotechnik und Klimawandel“ umfasste ein Programm aus 16 Einzelvorträgen und war unterteilt in drei Sessions mit je einem Keynote-Speaker. Ergänzt wurde das Symposium durch eine Abendveranstaltung und eine Fachausstellung.
Rückblick auf das Programm
In Session 1 ging es darum, Bodenfunktionen zu verstehen, zu erhalten und zu verbessern. Dabei wurden Boden- und hydromechanische Phänomene, die hierdurch beeinflusst werden, thematisiert und zugleich aufgezeigt, wie die Geotechnik diesen begegnet. Dazu erläuterte eingangs Prof. Dietmar Adam von der Technischen Universität Wien als Keynote-Speaker, wie sich Temperatur- und Niederschlagsereignisse auf die mechanischen und hydraulischen Eigenschaften von Böden auswirken. Seitens des Instituts für Geotechnik hielten die HTWK-Forschenden Prof. Ralf Thiele, Dr. Alexander Knut und Lorenz Spillecke einen Vortrag über Auswirkungen zyklischer Befeuchtung und Trocknung auf das Schrumpfungsverhalten und die hydraulische Leitfähigkeit von Bodenproben.
Session 2 befasste sich mit Umweltgeotechnik im urbanen Raum und behandelte insbesondere Bodenfunktionen sowie innovative Konzepte zum Wasser- und Schadstoffmanagement. Vor allem das Konzept der Schwammstadt übernimmt in Städten eine wichtige Funktion im Sinne des Filterns, Pufferns und Speicherns von Niederschlagsabflüssen, die häufig durch Schadstoffe belastet sind. Passend dazu eröffnete Keynote-Speaker Dr. Michael Richter von der Hafen-City Universität Hamburg die Session mit einem Vortrag zu „Funktionen urbaner Böden in der Schwammstadt“.
Die 3. Session fokussierte sich auf nachhaltige Geotechnik für die Stadt der Zukunft und die Rolle des Monitorings von klimarelevanten Daten, wie es beispielsweise die HTWK-Geotechniker und Elektroingenieure gemeinsam in einem Vortrag zur datengestützten Bodencharakterisierung darstellten. Eingeleitet wurde die Session von Keynote-Speaker Prof. Thomas Auer von der Technischen Universität München, der die Potenziale des Untergrunds bei der Gestaltung von urbanen Räumen aufzeigte. Abschließend wurden innovative Infrastrukturprojekte vorgestellt.
„Die hier zu diskutierenden Ansätze und Ergebnisse, zum Beispiel zur Schwammstadt, zum Wassermanagement oder zur Optimierung von Baugrund, sind wichtige Schritte bei dem Versuch, unsere Lebensführung verantwortlicher zu gestalten und zudem politisch gesetzte Klimaziele zu erreichen“, so Prof. Jean-Alexander Müller, Rektor der HTWK Leipzig
Veröffentlichungen und Ausblick
Alle Beiträge werden als Open Access in einem Tagungsband auf Qucosa veröffentlicht.
Nach dem Auftakt des 1. LeiGS steht auch bereits fest, wann das 2. Leipziger Geotechniksymposium stattfinden wird: Am 12. und 13. November 2026 liegt der Fokus auf der Digitalen Zukunft in der Geotechnik. Weitere Infos folgen noch in diesem Jahr. Der Call for Paper öffnet im Januar 2026.






