Gespräch über ein genossenschaftliches, inklusives, barrierefreies und ökologisch nachhaltiges Bauprojekt in Leipzig mit dem Architekten und HTWK-Lehrbeauftragten Juri Kuther und der Projektkoordinatorin Ricarda Kutscha
Erzählt uns von eurem Projekt – was habt ihr vor?
Juri Kuther: Wir bauen ein Wohnhaus, bei dem die zukünftigen Bewohner aktiv in den Planungs- und Bauprozess eingebunden sind. Es geht uns darum, sozialen Wohnungsbau mit einer genossenschaftlichen Struktur zu verbinden und dabei auch benachteiligte Menschen in den Entwurf einzubeziehen.
Ist das euer Alleinstellungsmerkmal?
Juri Kuther: Leider ja. In Mitteldeutschland gibt es kaum vergleichbare Projekte. In Leipzig gibt es in den letzten Jahren schon eine Tendenz zur Baugruppe, jedoch eher der bekannte Tropfen auf den heißen Stein. Wir bieten Menschen, die sich sonst keine Wohnungen leisten können, die Möglichkeit, in einem sozialen und nachhaltigen Kontext zu wohnen. Unser Modell Sozialer Wohnungsbau mit Genossenschaft ist in Leipzig etwas völlig Neues.
Ricarda Kutscha: Wir möchten noch weiter gehen: Das Projekt soll auch Teil des Kiezes werden. Wir planen, Räume für die lokale Gemeinschaft bereitzustellen und eine Kiezkantine zu schaffen – ein Ort für Austausch und Begegnung.
Fühlt ihr euch wie Pioniere? Gibt es Nachahmer?
Juri Kuther: Es gibt definitiv Interesse, vor allem von der Stadt und der Stadtgesellschaft. Viele schauen gespannt auf uns, weil unser Projekt in Leipzig einzigartig ist. Aber wir sind uns bewusst, dass wir mit diesem Modell einen Beweis antreten, dass sozialer Wohnungsbau auch anders funktionieren kann.
Ricarda Kutscha: Wir widerlegen die Annahme, dass es nicht anders geht. Unsere Finanzierungslösung, bei der die höheren Mieten von freien Wohnungen Sozialwohnungen querfinanzieren, wird zunehmend als Modell gesehen. Das könnte ein Lösungsansatz für die zukünftige Wohnraumversorgung sein.
Wie ist der Stand des Projekts?
Juri Kuther: Soweit liegen wir im Plan, bis Ende 2025 wollen wir den Sockel und die Treppenhäuser, die leider aus baurechtlichen Gründen aus Beton errichtet werden, fertig gestellt haben, um im ersten Quartal 2026 mit dem Holzbau zu beginnen.
Was hat euch bisher überrascht?
Ricarda Kutscha: Wir hätten nicht gedacht, wie sehr weltpolitische Ereignisse wie die Corona-Pandemie und die Wirtschaftskrise unser Projekt beeinflussen würden. Aber das hat uns auch als Gruppe gestärkt.
Juri Kuther: Positiv überrascht hat uns, wie gut wir zusammengehalten haben. Trotz der Herausforderungen haben wir als Gruppe immer wieder Lösungen gefunden und sind jetzt zuversichtlich, dass wir das Projekt erfolgreich umsetzen können.
Vielen Dank für das Gespräch!
Über Leika
Im Rahmen eines Konzeptvergabeverfahrens hat die Stadt Leipzig 2021 ein 2.570 Quadratemeter großes Grundstück in der Wolfgang-Heinze-Str. 29 in Connewitz als Baugrundstück für ein Mehrfamilienhausprojekt mit mind. 50 Prozent Sozialwohnungsanteil ausgeschrieben.
Diese Ausschreibung hat die Projektgruppe Leika in Zusammenarbeit mit dem Architekten Juri Kuther im September 2021 gewonnen. Er ist außerdem als Lehrkraft für besondere Aufgaben in der Architekturlehre an der HTWK Leipzig tätig. Gina arbeitet als Projektkoordinatorin. In den kommenden Jahren wird dort ein genossenschaftliches, inklusives, barrierefreies und ökologisch nachhaltiges Neubauprojekt verwirklicht.
