1495 wird der venezianische Renaissance-Schriftschneider Francesco Griffo beauftragt eine Schrift zu entwerfen, die für den Druck des Buches „Petri Bembi de Aetna Angelum Chalabrilem liber“ in der Druckerei des Aldus Manuzio genutzt werden sollte. Der Autor dieses Buches war der Humanist Pietro Bembo, daher rührt auch der spätere Name der Schrift. Im späten 15. Jahrhundert ahmten die Setzer zum Drucken von Werken, zum Beispiel den „Lehren der Antike“ die Handschriften von griechischen Gelehrten nach. Diese Schriften, die in der Zeit von etwa 600 v. Chr. bis in das 6. Jahrhundert veröffentlicht wurden, handeln von philosophischen und naturwissenschaftlichen Erklärungen über das damals vorherrschende Weltbild. Bei dem gelehrten Publikum und den Humanisten waren diese Schriften zwar beliebt, aber durch ihren stark ausgeprägten handschriftlichen Charakter sehr schwer lesbar. So schafft es die Bembo mit ihrer guten und klaren Lesbarkeit, dass sich der Buchdruck gegenüber den traditionellen Handschriften 1496 durchsetzt und den „Lehren der Antike“ dank der deutlich lesbaren Schrift wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Wie auch die später entworfenen französischen Renaissance-Antiquavarianten weist die Bembo stark ausgeprägte Oberlängen der Minuskeln auf, gut erkennbar bei den Kleinbuchstaben „b“ oder „l“. Des Weiteren zeichnet sich die Schrift durch ihre kräftigen, kurzen Serifen und ihre schrägen Dachansätze aus. Diese typografischen Merkmale finden sich größtenteils auch in der modernen Variante der Bembo, 1929 von Monotype veröffentlicht.
Hierbei gilt der typografische Berater von Monotype, Stanley Morison, als Schöpfer. Er verwendet für die Rekonstruktion der Schrift das Original und kürzt die Oberlängen auf die Versalhöhe. Außerdem fügt er der Schriftfamilie einen Kursivschnitt zu, der von dem italienischen Typografen Giovanni Tagliente und seinem Schriftentwurf aus dem Jahr 1524 beeinflusst wurde.
Durch ihre klassische, elegante Wirkung wird die Bembo im frühen 20. Jahrhundert, erst in England und später weltweit, eine der gefragtesten Werkschriften. Bis heute überzeugt sie durch ihr stabiles, zurückhaltendes Auftreten und ihre hohe traditionelle Qualität, was die klassentypische Fertigung der Renaissance-Antiqua betrifft. Gute Lesbarkeit und stimmige Proportionen in allen Schriftgrößen führen dazu, dass sie am häufigsten für den Satz und Druck von Büchern verwendet wird.