»Das schönste Buch, das ich je gesehen habe.« – Die New York Times Wenn man solch ein großartiges Wort des Lobes von der Times erhält, muss das Buch einfach einen Blick wert sein.
Als J.J. Abrams’ (Regisseur) und Doug Dorsts (Professor für kreatives Schreiben) Buch 2015 auf der Frankfurter Buchmesse zum ersten Mal vorgestellt wurde, war jedem schnell klar, dass es sich dabei vermutlich um den stärksten Anwärter auf jeden herstellerischen Buchpreis handelt. Bei Kiepenheuer und Witsch erschienen, zog das Buch mit seinem mysteriös gestalteten Schuber und dem darin versiegelten Buch große Aufmerksamkeit auf sich. Alle wollten es einmal in die Hand nehmen, bestaunen und – natürlich auch – daran riechen, denn mit diesem Werk wurden alle Register gezogen, welche die moderne Herstellung zu bieten hat. 23 Einleger (darunter Postkarten, beschriebene Servietten, Zeitungsartikel und eine Drehscheibe zum Dekodieren von geheimen Nachrichten), Aufkleber auf dem Rücken, Heißfolienprägung auf Front und Rücken und handschriftlich anmutende Bemerkungen auf fast jeder der über 500 fadengebundenen Seiten machen das Buch zu einem Meisterwerk. Und genau jene Notizen stehen auch im Vordergrund der Geschichte.
Worum geht’s?
Jennifer und Eric – Studentin und Doktorand – sind gefesselt von einem Buch, das mit jeder Seite neue Rätsel aufgibt. Über den Autor dieses Werkes, den Gerüchten nach ein Revolutionär, weiß man beinahe nichts. Die beiden Protagonisten kommunizieren während ihrer Forschung nur über die Notizen, die sie sich gegenseitig in dem geheimnisumwobenen Band aus der Bibliothek hinterlassen. So wandert das Buch mehrere hundert Male hin und her.
Man liest nun also das Buch im Buch; den gesetzten Text in der Mitte und die Unterhaltungen der beiden am Rand.
Beeindruckende Handschrift
Interessant hierbei: Die handschriftlichen Bemerkungen sehen verblüffend echt aus, da es viele verschiedene Variationen eines jeden Buchstabens gibt. Auch viele andere Merkmale des Buches tragen dazu bei, dass der Leser das Gefühl hat, dieses eine, originale Buch in der Hand zu halten. Im hinteren Teil ist ein Bibliotheksstempel, alt und verwittert, zu finden. Auf dem Vorsatzpapier ist, ebenfalls eingestempelt, zu lesen »LEIHEXEMPLAR«. Alle Seiten sind künstlich gealtert und besitzen ausgegilbte Ränder, die man so nur von alten Büchern kennt.
Die herstellerischen und inhaltlichen Aspekte dieses Romans im Roman fügen sich zu einem Gesamtkunstwerk zusammen, welches der internationale Buchmarkt so nur selten zu sehen bekommt.
Auch für mich ist dieser Roman ein klares „Goldstück“. Auf der Messe zum ersten Mal in den Händen gehalten, habe ich mir sofort eine mentale Notiz angelegt: »Unbedingt kaufen!«
Als HerstellerIn kann man von so einem ausschweifenden Buchprojekt nur träumen, denn ein mit so viel Liebe fürs Detail gestaltetes Werk sieht man nun wirklich nicht alle Tage.
Ein Blick in mein Bücherregal
»S« hat seinen festen Platz bei mir auf dem Regal, welches nach Farben sortiert ist. Demnach steht es in einer Reihe mit anderen schwarzen Büchern. Links davon findet man Christian Krachts »Die Toten« (KiWi, 2016) und auf der anderen Seite Lewis Carrolls »Alice im Wunderland« (Gerstenberg, 2015)
Das Buch gibt es hier.
Autor: Maximilian Stoll