Studierende und Ehrengautschlinge erfolgreich in die Schwarze Zunft aufgenommen
„Hat denn jemand schon den Bannkreis gezogen?“ fragte einer der Packer den Gehilfen des Gautschmeisters, Heiko Tennert. Alle Packer wurden im großen Drucksaal des Medienzentrums auf den bevorstehenden Gautschakt vorbereitet. Luke, ein Student des Studiengangs Verpackungstechnik und Nachhaltigkeit, war einer davon. Er wurde letztes Jahr selbst gegautscht: „Es war sehr interessant, weil man überhaupt nicht wusste, was auf einen zukommt“ erinnerte er sich begeistert, „und man wurde dann doch sehr positiv überrascht“.
Eine kleine Runde Interessierter hatte sich am 11. Juni 2025 auf dem Parkplatz der HTWK eingefunden und immer wieder drehten sich erwartungsvoll Köpfe in Richtung Medienzentrum. Doch das Gautschkomitee ließ noch auf sich warten. Doch dann ertönte der rhythmische Takt der Trommel, unter deren Klang Gautschmeister Prof. Reiche mit seinen Gehilfen einzog. Die Packer und Schwammhalterinnen bezogen um den hölzernen und randvoll mit Wasser gefüllten Bottich Stellung und die Schaulustigen fanden sich um den Bannkreis ein. Diese mit Sägespänen gezogene Linie bildete die Abgrenzung, über die nur die Packer berechtigt waren, zu treten. Zu Beginn wurde das Publikum belehrt, dass das Überschreiten des Bannkreises zum unweigerlichen Eintauchen in den Wasserbottich führen würde. So waren alle vorgewarnt und konnten entspannt aus der Ferne der traditionellen Rede des Gautschmeisters lauschen. Mit den Worten „Denn nun gilt es, Jünger Gutenbergs aus diesen jämmerlichen Gestalten zu machen“ und einem „Hoch auf die schwarze Kunst“ konnte das Ritual beginnen.
Der Ablauf der Gautsch-Prozedur – von Fluchtversuch bis Zaubertrunk
Einzeln wurde jeder Kornut aufgerufen und mit einem Handschlag vom Gautschmeister vom Kornutentum freigesprochen. Auch Tom, ein Student aus Verpackungstechnik und Nachhaltigkeit hat sich für den Gautschakt entschieden. Die Tradition weiterleben zu lassen, ist für ihn das Besondere an dieser Prozedur. Deshalb war er bereits beim vorhergehenden Bleisatzpraktikum mit Begeisterung dabei, dessen erfolgreiches Absolvieren die Voraussetzung zum Gautschen bildet. Bevor die Gautschlinge allerdings im Bottich untergetaucht werden, gehört es zum Brauch, sich von den Packern nicht so einfach fangen zu lassen. Auch Tom hat sich vorab dazu schon seine Gedanken gemacht: „Ich werde es mal mit Zickzacklaufen probieren.“
Weit kam Tom jedoch nicht, da es in diesem Jahr besonders viele Packer gab. An allen vier Gliedmaßen gepackt wurde er über den großen Bottich gehoben und dreimal vom Kopf bis zu den Füßen untergetaucht - dies diente der äußerlichen Reinigung. War der Fluchtversuch besonders schwerwiegend, wurde die Zahl der Tauchgänge durch den Gautschmeister bei einigen Kornuten entsprechend erhöht. „Es war ein bisschen ruppig, würde ich jetzt mal sagen. Das Wasser war sehr kalt und ich habe es in die Nase bekommen“, sagte Tom. Die innere Reinigung erfolgte im Anschluss auf einem nassen Schwamm sitzend. Dabei musste ein geheimer Trunk durch einen Trichter, an dem ein Schlauch angebracht war, zu sich genommen werden. „Es hat nach altem, abgestandenen Kaffeesatz geschmeckt“, meinte Tom. Am Ende der ganzen Prozedur bekamen alle einen handgesetzten Gautschbrief, der laut Prof. Reiche als einer der schönsten Deutschlands gilt und ein Gautsch-T-Shirt, in diesem Jahr ganz in Rot. Beim Beisammensein nach dem Gautschakt konnte man viele dieser roten Shirts in der Menge hervorblitzen sehen - ein Zeichen des Stolzes der neuen Jünger Gutenbergs.
Nicht nur Studierende kamen in den Bottich
Ein besonderes Highlight waren die drei Ehrengautschlinge Prof. Ingo Reinhold, Hausmeister Steffen Dlugosch und der Dekan der Fakultät Informatik und Medien, Prof. Mario Hlawitschka. Letzter überzeugte statt mit dem Versuch einer geschickten Flucht mit einer längeren Rede, die ihm helfen sollte, Zeit zu schinden. Mit einem extra angereichten Mikrofon erklärte er den Zuschauenden, was man alles vom Bleisatz lernt und dass sich manches davon auch im alltäglichen Leben anwenden lässt. Als er sich dann auch noch ein Fahrrad als Fluchtfahrzeug bringen ließ, fingen die Packer an, an ihren Chancen zu zweifeln. Zum Glück erklärte der Dekan weiter, dass dieses selbst modifiziert und leider durch einen ärgerlichen Vorzeichenfehler nun nicht mehr in die Richtung fährt, in die man lenkt, sondern in die entgegengesetzte und es somit für eine Flucht doch ungeeignet war. Somit blieb auch ihm am Ende doch nur die Flucht zu Fuß, bei der er schnell gepackt und auch vorschriftsmäßig gegautscht wurde.
Zufriedene Gesichter bei Gegrilltem und Getränken
Im Anschluss sorgte der Fachschaftsrat Informatik und Medien für das leibliche Wohl. Gegen ein paar Euro konnten Bier, Bratwurst, Grillkäse und Limonade erworben werden und so stand dem gemeinsamen Ausklang des Nachmittags und dem Austausch über das Gesehene und Erlebte nichts mehr im Weg.
Auch Prof. Reiche wirkte zufrieden und resümierte: „Es hat alles wunderbar geklappt und sogar die Sonne ist herausgekommen. Wir haben keine Verletzten, sondern nur glückliche Jünger Gutenbergs. […] Es wäre vielleicht noch ein bisschen schöner gewesen, wenn ein paar mehr Zuschauer dagewesen wären“, aber vielleicht klappt das ja im nächsten Jahr wieder mit einer neuerlichen Verankerung des Gautschaktes im Fachschafts- oder Hochschulsommerfest.