Felix Dechow mit Entwurf für „schwimmenden Aussichtsturm“ erfolgreich
Das sogenannte „Neuseenland“ südöstlich von Leipzig verändert fortwährend sein Gesicht: Die Tagebaufolgelandschaft wird revitalisiert, das touristische Angebot wächst mit.
Die Gemeinde Großpösna hat bereits mehrere studentische Ideenwettbewerbe ausgelobt – einer davon ging Anfang August zu Ende. Zielvorgaben waren die Erschließung der Magdeborner Halbinsel durch eine Brücke für den Fußgänger- und Radverkehr sowie der Bau einer Seebrücke, um die touristische Attraktivität weiter zu steigern. Felix Dechow, Architekturstudent an der HTWK Leipzig, konnte den Seebrücken-Wettbewerb für sich entscheiden – sein Entwurf für einen schwimmenden Aussichtsturm und ein in die Küstenlinie integriertes Funktionsgebäude überzeugte die zwölfköpfige Jury.
Der Entwurf
Der Weg führt über die alte F95 auf eine Plattform mit Blick über den Störmthaler See. Das in den Hang platzierte Auftaktgebäude bietet Raum für unterschiedliche kulturelle und gewerbliche Nutzungen über zwei Etagen. Das 7,5 Meter unterhalb der Plattform liegende Seeufer ist auf zwei verschiedenen Wegen zu erreichen: entweder über die seitlich des Gebäudes liegende, auf direktem Wege zum Ufer führende Treppe oder über die 90 Meter ins Wasser ragende Seebrücke. Aus dem Boden der acht Meter breiten Brücke heben sich auf dem Weg zur Stirnseite zahlreiche keilförmige Holzelemente hervor, in die Hinweistafeln mit Informationen zur Geschichte und Folgenutzung ehemaligen Tagebaue integriert sind.
„Die Grundidee besteht in einem Rundweg, auf dem sich unterschiedliche Perspektiven auf die umliegende Naturlandschaft auftun. Hierdurch wird die Seebrücke zu einem Erlebnis für alle, die hierherkommen. Die baulichen Elemente in die Topografie zu integrieren, die klare und einfache Sprache der Architektur und ausgewählten Baumaterialien stellt die Natur in den Vordergrund.“ Felix Dechow
Die Stirnseite der linear angeordneten Brücke bildet eine weitere Plattform, die zum Rasten einlädt und als Anleger für Ausflugsboote dient. Die Konstruktion der Plattform ist für einen Aussichtsturm ausgelegt. Dieser ragt 24 Meter in die Höhe und ist als Landmark von Weitem sichtbar. Die Plattform auf der Spitze des Turms bietet eine 360 Grad-Aussicht auf den Störmthaler See. Der Rundgang der Brücke endet auf dem Höhenniveau der Uferkante.
„Durch die Anwendung und Kopplung herkömmlicher Methoden und parametrischer Entwurfswerkzeuge entstand ein vielschichtiger Konzept, das die umfangreichen Aufgaben des Wettbewerbs von einer Landmarke, einer Seebrücke und gastronomisch-kulturellen Anforderungen vereint, dabei aber auch die Vergangenheit des Ortes berücksichtigt und diese durch entsprechend darstellt“, so Alexander Stahr, Professor für Tragwerkslehre an der HTWK Leipzig. Dechows Entwurf entstand im Wahlpflichtmodul „Digital Structural Design“ unter Stahrs Leitung. Betreut wurde der Student von Martin Debski, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät Architektur und Sozialwissenschaften.
Insgesamt 18 Beiträge wurden von Studierenden bei dem Wettbewerb eingereicht. Der Siegerentwurf für die Verkehrsbrücke kommt von einem studentischen Team der TU Dresden.
Ob bzw. was auf der Magdeborner Halbinsel letztlich gebaut wird, ist laut Bürgermeisterin Gabriela Lantzsch jedoch noch nicht entschieden. Auch die mögliche Ansiedlung des neuen Großforschungszentrums CLAIRE („Centre for Climate Action and Innovation – Research and Engineering, zu Deutsch: Zentrum für Klimamaßnahmen und Innovationen - Forschung & Technologien“)des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) auf der Halbinsel steht im Raum.
Einen Teil des Preisgeldes in Höhe von 1.000 Euro möchte Felix Dechow in einen neuen Bildschirm investieren, den restlichen Teil wird er an eine gemeinnützige Organisation spenden.
Übrigens: Die HTWK Leipzig ist nicht zum ersten Mal bei einem derartigen Wettbewerb erfolgreich: 2019 gewannen zwei Architekturstudenten mit „Westkurve“ den Wettbewerb zur Kanalquerung zwischen Markkleeberger und Störmthaler See.
Hintergrund
Der Wettbewerb widmete sich einem überaus geschichtsträchtigen Ort im Süden Leipzigs: Magdeborn ist eine von zahlreichen Ortschaften, die der Braunkohleförderung zum Opfer fielen. Die Einwohnerschaft wurde bereits seit Ende der 1960er Jahre umgesiedelt. Ein Großteil der Fläche des ehemaligen Dorfes ist nun vom Störmthaler See bedeckt. Als Erinnerung für all die verlorenen Siedlungen schwimmt „Vineta“ im Wasser, ein kirchenähnlicher Bau – Mahnmal und Touristenattraktion zugleich.
Weiterführende Informationen
Projekt Bürgerbeteiligung Magdeborner Halbinsel der Gemeinde Großpösna
MDR-Projekt zur Geschichte des Tagebaus Magdeborn