Wer kennt und nutzt sie nicht? Die Times New Roman ist heute unbestritten eine der am weitesten verbreiteten und am häufigsten verwendeten Schriftarten. Im Zeitungsdruck, für den sie ursprünglich konzipiert wurde, kommt sie zwar nur noch relativ selten zur Anwendung, dafür ist sie standardmäßig auf den Betriebssystemen Windows und Max OS X vorinstalliert und lebt so im digitalen Zeitalter fort.
Schöpfer der Times New Roman war der Brite Stanley Morison, welcher einer der wichtigsten Typografen des 20. Jahrhunderts war und sich seine typografischen Kenntnisse weitestgehend autodidaktisch angeeignet hatte. 1929 begann er bei der Tagezeitung »The Times« als Berater in typografischen Fragen zu arbeiten. Im selben Jahr veröffentlichte er in einer Beilage der Zeitung einen Artikel mit dem Titel »Newspaper Types: A Study of The Times«, in dem er sich kritisch zur Schriftwahl der Zeitung äußerte. Infolge dieser Kritik erteilte ihm die Londoner Geschäftsführung den Auftrag, eine neue Standardschrift für die Zeitung zu finden. So entwickelte Morison, in enger Zusammenarbeit mit dem Zeichner Victor Lardent, die Times New Roman.
Stanley Morison arbeitete nach der von ihm in einem Essay formulierten Devise: »Damit eine neue Schrift erfolgreich ist, muss sie so gut sein, dass nur wenige ihre Neuheit erkennen. « Das Ziel war es, eine Schrift zu finden, deren geringe Laufweite es einerseits erlaubte, viel Text auf einer Seite unterzubringen, die aber zugleich gut leserlich war. Morison wollte die Qualitätsstandards des Buckdrucks auf die Zeitungsproduktion übertragen. Dabei orientierte er sich an Druckschriften aus dem 16. Jahrhundert, vor allem den Schrifttypen des niederländischen Druckers Christophe Plantin.
Erstmalig tauchte die Times New Roman in der Ausgabe vom 3. Oktober 1932 auf, sie wurde unter anderem für den Namenszug der »Times« verwendet. Ab 1933 war sie im Handel und für die gängigen Setzmaschinen verfügbar. In anderen Zeitungen konnte sich die Schrift nicht allgemein durchsetzen, da diese zumeist ein Papier von schlechterer Qualität nutzten, auf dem die feinen Serifen nicht gut zur Geltung kamen. Dafür entwickelte sich die Times New Roman schnell zur am häufigsten im Buchsatz verwendeten Schrift.