In Chats und Livestreams feierten Gamerinnen und Gamer am Wochenende die virtuelle Lange Nacht der Computerspiele
Wie feiern eigentlich Gamerinnen und Gamer? Natürlich auf der Langen Nacht der Computerspiele (LNC). In diesem Jahr sogar mit „Social Distancing“, denn die Computerspielenacht fand am 9. Mai 2020 erstmals vollständig digital statt. Wer im Chat „!beer“ tippte, sah sich einer fröhlichen Biertrinkrunde gegenüber und hörte Charlie Mops' Beer Song aus „The Bard's Tale“.
Von 14 Uhr bis weit nach 22 Uhr konnten Gaming-Fans und Interessierte über verschiedene Plattformen wie Twitch, YouTube und Instagram von zu Hause aus in die vielfältigen Angebote der virtuellen Veranstaltung eintauchen. Auf 30 Kanälen des Onlinedienstes „Discord“ trafen sich Gaming-Begeisterte im Chat – meist 40 bis 50 Gäste pro Chat.
Science MashUp und neue Indie-Spiele
Parallel zur LNC startete erstmals ein Symposium unter dem Titel „Science MashUp“ in digitaler Form als Livestream auf YouTube. 50 bis 60 Gäste folgten kontinuierlich dem Stream.
Teil des Symposiums waren unter anderem Fragen und Antworten zu Storytelling, Videospielkompositionen und der Zukunft des Gamings in Sachsen. Alle, die am Science MashUp nicht teilnehmen konnten, können den Livestream und die einzelnen Präsentationen auch im Nachhinein auf YouTube ansehen.
Dieses Jahr bot die LNC wieder einen Platz für Indie-Spieleentwicklerinnen und -entwickler, um ihre neu entstandenen Werke vorzustellen. Unterstützt wurden sie dabei vom Branchenverband Games & XR Mitteldeutschland. In einem neunstündigen Livestream auf Twitch präsentierten unter anderem Felicitas Brämer, Tiny Crocodile Studios und Infections Games ihre Spiele, wie etwa Project Spectre, LightTaker und Ciconia. Die Zuschauerinnen und Zuschauer konnten mit ihnen via Discord mit jeder Menge Fragen rund um die Spiele und deren Entstehung ins Gespräch kommen.
Eintauchen in Virtual Reality
Virtual-Reality-Projekte aus dem laufenden Studienjahr stellte der Studiengang Medieninformatik vor. Bei den Videos konnten die Besucherinnen und Besucher XR-Projekte anschauen und in Realitäten eintauchen, die sonst unvorstellbar sind. So lernten Spielerinnen und Spieler bei „aVataR“, die vier Elemente zu bändigen und einzusetzen, und spielten in „VRCKELTURM“ das bekannte Geschicklichkeitsspiel Jenga, ohne den Turm nach jedem Zusammensturz wieder aufbauen zu müssen.
Wer beim Spielen lieber näher an der Realität bleibt, konnte bei verschiedenen Brettspielen und Pen & Paper um den Sieg kämpfen und am Ende zum Champion gekrönt werden. Neben den Einblicken in eine virtuelle Kunstgalerie auf der Webseite ließen vier Game-Design-Künstlerinnen und -künstler die Gäste auf ihren Twitch- oder Instagram-Kanälen live an der Entstehung eines Kunstwerks teilhaben und beantworteten nebenbei allerlei Fragen.
Livestream zu Retro Games
Im Mittelpunkt standen auch in diesem Jahr wieder die Retro Games. Neben Infos und Links zu bekannten Spieleklassikern gab es in diesem Jahr einen Livestream von Radio PARALAX rund um die Thematik Retro Games, neue Spiele für alte Konsolen und die Geschichte der LNC.
Und obwohl die 14. Lange Nacht „nur“ von der eigenen Couch aus stattfand, gab es auch dieses Jahr einen AFK-Room zum Entspannen. Es gab die Möglichkeit, sich via Video-Rezepten selbst Cocktails zu mixen und das Making of von Soundtracks mitzuerleben. Für etwas Bewegung zwischendurch präsentierte das Hochschulsportteam verschiedene Fitnessvideos zum Mitmachen und die Techniker-Krankenkasse gab Tipps für Ausgleichssport.
Lob von der Gaming-Community
„Hätte nicht gedacht, dass sich die Lange Nacht der Computerspiele so gut ins Digitale retten lässt“, hieß es auf der Plattform „Jodel“. „Für die kurze Zeit habt ihr wirklich was Tolles auf die Beine gestellt. Nur eine kleine Kritik habe ich: Virtuelles Bier und virtuelle Würstchen, die schmecken nach gar nix“, fand „Medienspuernase“ im Chat.
Von der Umsetzung analoger Spiele ins Digitale bis hin zur ironischen Verwirklichung eines an der Tastatur stattfindenden „Away from Keyboard“-Raumes war die LNC 2020 für alle Mitwirkenden eine Herausforderung – vor allem, weil sie innerhalb weniger Wochen umgesetzt werden musste. Gabriele Hooffacker, Professorin an der HTWK Leipzig und Organisatorin des Events, wagt einen Ausblick: „Die nächste Computerspielenacht wird vielleicht beides verbinden – den klassischen Treff und die virtuelle Welt.“
Wie das Team der LNC die Herausforderung gemeistert hat, sagt Marcus Klöppel, Master-Absolvent der HTWK Leipzig und Koordinator des LNC-Teams: „Ich bin stolz, was wir in nicht mal einem Monat auf die Beine gestellt haben. Auch wenn es anders war als sonst, konnte das Herz der Langen Nacht der Computerspiele – Spielekultur in allen Facetten zu feiern – ins Digitale gerettet werden.“ Mehr zur Langen Nacht der Computerspiele erfahren Sie hier.
Text: Anna Kühne