HTWK Leipzig und Bundesnetzagentur erarbeiten neue Prüfmethoden, um die elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) technischer Geräte sicherzustellen
Bevor technische Geräte in Deutschland zugelassen werden, müssen die Hersteller deren Verträglichkeit mit anderen elektrischen Geräten überprüfen und zertifizieren lassen. Halten sie vordefinierte Grenzwerte ein, erhalten sie die CE-Kennzeichnung. Bisherige Grenzwerte für erlaubte elektromagnetische Störpegel von Geräten sind inzwischen Jahrzehnte alt. Sie orientierten sich an analog modulierten, schmalbandigen Signalen, wie sie vom Autoradio bekannt sind. Bei analogen Radios führen elektromagnetische Störungen häufig zu unerwünschten Knackgeräuschen.
Heute sendet die Mehrheit der neu zugelassenen Geräte breitbandige Signale, demnach sind auch die Störungen andere: So kann beispielsweise ein Fernsehprogramm bei einer elektromagnetischen Störung gar nicht erst empfangen werden. Deshalb gab die Bundesnetzagentur eine Studie bei der HTWK Leipzig in Auftrag, um die EMV-Standards der digitalen Kommunikation anzupassen. Am 25. August 2023 stellten Forscher der HTWK Leipzig den Vertreterinnen und Vertretern der Bundesnetzagentur Zwischenergebnisse ihrer Untersuchungen zur Störwirkung breitbandiger Signale vor. Die Ergebnisse der Studie werden im Frühjahr 2024 veröffentlicht.
Messungen zur elektromagnetischen Verträglichkeit
Um der Bundesnetzagentur Vorschläge für neue Grenzwerte und Prüfvorschriften zu machen, erarbeiten Michael Einhaus, Professor für Mobilfunk und Hochfrequenztechnik, und Robert Geise, Professor für Elektrotechnik, technische Informatik und EMV, gemeinsam mit Mitarbeitenden und Studierenden Simulationsmodelle und entwerfen neue Messtechnik. An ihrer Fakultät Digitale Transformation, die aus Stiftungsmitteln der Deutschen Telekom finanziert wird, verfügen sie über besondere Ausstattungen wie eigene konfigurierbare Mobilfunkbasisstationen, moderne Spektrumanalysatoren, Software Defined Radios und eine Absorberkammer, die durch eine metallene Außenhülle und einen mit Schaumstoffen ausgekleideten Innenraum eine Vielzahl von äußeren Einflüssen abdämpft. Zusätzlich führten die Forscher Messungen am Institut für Elektromagnetische Verträglichkeit der Technischen Universität Braunschweig und am EMV-Zentrum des Forschungs- und Transferzentrums der HTWK Leipzig durch. Letzteres gehört zu den größten EMV-Testlaboren Mitteldeutschlands: Hier können Hersteller seit 2019 Geräte und Maschinen von bis zu zweieinhalb Metern Durchmesser testen lassen.
Die Bundesnetzagentur
Die zentrale Behörde verantwortet seit 25 Jahren die Infrastrukturen für Strom, Gas, Telekommunikation und Post in Deutschland. Sie will den Wettbewerb in den Märkten für Energie, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen fördern und sorgt für deren Leistungsfähigkeit. Als Verbraucherschutzbehörde wahrt sie gleichzeitig die Interessen der Nutzerinnen und Nutzer.