Die offene und für den Rezipienten kostenfreie Nutzung von wissenschaftlicher Literatur und die nachhaltige Verbreitung nachprüfbarer, wissenschaftlicher Ergebnisse – unter diesem Thema stand die am 11. März 2020 geführte Fachtagung mit dem Titel Road to Open Access. Die eintägige Tagung diente als Abschlussveranstaltung des Forschungsprojektes Open-Access-Hochschulverlag, ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes zweijähriges Projekt, um bisher gewonnene Ergebnisse und Kenntnisse der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Im Forschungsprojekt Open-Access-Hochschulverlag wurde ein medienneutraler sowie kosten- und personaleffizienter Publikationsworkflow entwickelt, der es Hochschulen und Universitäten ermöglicht, Forschungsarbeiten und Graduierungsschriften in digitaler Form als Open Access (OA) und als gedrucktes Buch zu veröffentlichen.
OA-Publikationen sind vor allem an Hochschulen und Universitäten – den Orten an denen neue Forschungsergebnisse erzeugt werden – häufig noch zu wenig verbreitet. Um dem positiv entgegenzuwirken, nahm sich das Team, bestehend aus Professor Dr.-Ing. Michael Reiche – Studiendekan des Masterstudiengangs Medienmanagement –, Professor Dr. rer. nat. Alexander Grossmann – Studiendekan des Bachelorstudiengangs Buch- und Medienproduktion – sowie die Projektmitarbeiter M. Eng. Antonia Schrader und B. Eng. David Böhm, der Aufgabe an, ein Workflowmodell zu entwickeln, welches den Forschungseinrichtungen ermöglicht, Fachbücher selbst und zu definierbaren Kosten herzustellen und zu veröffentlichen, sowohl in digitaler als auch in gedruckter Form.
Ob und wie sich das Modell in spezielle Publikationsworkflows umsetzen lässt, wurde vom Forschungsteam anhand von fünf Büchern verschiedener Fachrichtungen erprobt. Auch die Monografie, welche die Projektergebnisse dokumentiert und die an diesem Tag der Öffentlichkeit präsentiert wurde, wurde konsequent nach dem Modellworkflow produziert. Sie ist unter dem Titel „Open-Access-Publikationsworkflow für akademische Bücher“ nun Open Access, also frei verfügbar – als PDF, EPUB und MOBI sowie als Soft- (ISBN: 978-3-96627-016-8) oder Hardcover (ISBN: 978-3-96627-015-1) – über den regulären Buchhandel zu beziehen, und soll als Handbuch für all jene dienen, die selbst einen Open-Access-Hochschulverlag gründen oder einen bereits bestehenden Verlag optimieren wollen.
Das Handbuch steht unter https://oa-hochschulverlag.htwk-leipzig.de zum Download zur Verfügung.
Trotz der schwierigen Situation wegen der Absage der Leipziger Buchmesse 2020, war die Tagung dennoch gut besucht. Insgesamt nahmen 52 Personen teil und 10 Speaker waren vor Ort – Stakeholder des Projektes und Open-Access-Interessierte, v.a. Vertreter von Universitätsverlagen, Wissenschaftsverlagen, Dienstleistungsunternehmen, Bibliotheken und OA-Förder-Initiativen aus ganz Deutschland und Österreich. Diese interessierten sich nicht nur für das spannende Forschungsprojekt der HTWK, sondern auch für die informativen Diskussionen und Vorträge zum Thema Open Access.
Neben der Vorstellung zur Umsetzung der OA-Strategie im Land Brandenburg – gehalten von Ben Kaden, dem Mitarbeiter von Prof. Ellen Euler, welche persönlich leider nicht anwesend sein konnte – war die Podiumsdiskussion zum Thema Kostenmodelle für die Publikation von OA-Monografien ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Tagung. Im Anschluss zu den einzelnen Fragen, die den Speakern von Prof. Grossmann individuell zum vorliegenden Thema gestellt wurden, fand auch das Publikum bald eine Einbindung in die spannende Diskussion und beteiligte sich an den verschiedenen Sichtweisen, die zum Thema OA-Publizieren im Allgemeinen und zu den Möglichkeiten der Finanzierung aufeinander trafen.
Während Dagmar Schobert (Arbeitsgemeinschaft der Universitätsverlage) betonte, dass wissenschaftliches Publizieren in die Hand der Wissenschaft gehöre, erläuterte Barbara Budrich (vom gleichnamigen Verlag), dass die Gemeinkosten eines mittelständischen Verlags – wie ihrer einer ist – einen enormen Faktor darstellen und OA-Buchpublikation in kommerziellen Verlagen daher ganz anders kalkuliert werden müssen, als in universitätsgebundenen Verlagen. Dies gilt es wohl auch für die Zukunft zu berücksichtigen, wenn man das Thema des Forschungsprojektes im Hintergedanken behält. Dr. Gernot Deinzer kritisierte hingegen, dass beim OA-Publizieren und in der Diskussion um die Förderung dieser der Qualitätsbegriff immer weiter in den Hintergrund rückt.
In den anschließenden Lightning Talks fanden noch weitere interessante Kurzvorträge der Speaker, zu ihnen selbst ausgewählten Themen bezüglich des OA-Publizierens, statt.
Trotz der zuvor genannten Umstände war es dennoch ein sehr informativer und erfolgreicher Tag, sowohl für das Forschungsteam der HTWK als auch für alle anwesenden Speaker, Stakeholder des Projektes und OA-Interessierte. Diese blicken positiv, wie das Feedback zum Ablauf und Programm des Tages sowie zu den Ergebnissen des Projektes zeigt, auf die Tagung zurück.
Auch wenn die Förderung des Forschungsprojekt Open-Access-Hochschulverlag am 30. April 2020 endet, wird weiter zielstrebig an dem Projekt in Zukunft gearbeitet. Gemeinsam mit der Hochschulbibliothek und einer studentischen Projektgruppe des Studiengangs Buch- und Medienproduktion der HTWK Leipzig soll das Projekt nun verstetigt werden, um somit das Veröffentlichen von Open-Access-Publikationen, vor allem an Hochschulen und Universitäten, weiter voranzutreiben.
Autor: Melina Friedrichs