Das ist „Megamind“. Er ist seit 2015 an der HTWK Leipzig und ein echter Teamplayer. Fußball ist seine große Leidenschaft: Zusammen mit seiner Mannschaft vertritt der Fünftsemester des Studiengangs Informatik die HTWK Leipzig jedes Jahr bei mehreren internationalen Turnieren der RoboCup Standard Platform League.

In dieser RoboCup-Liga treten Teams mit baugleichen Robotern gegeneinander an: Alle Mannschaften setzen den Roboter „Nao“ der Firma „Softbank Robotics“ ein. Der Unterschied besteht in der Programmierung – Ziel jedes Teams ist es, die beste Software zu kreieren, die die Roboter, die während des Spiels völlig autonom agieren, zum Erfolg führt.
Das Nao-Team HTWK wurde 2009 gegründet und war bisher sowohl in nationalen als auch internationalen Wettbewerben sehr erfolgreich. Das Team besteht derzeit aus 18 Bachelor- und Masterstudierenden sowie Absolventen der Informatik. Sie kümmern sich um ihre Schützlinge, coachen sie und tun alles, damit es ihnen gut geht. „Es ist viel Teamarbeit gefragt, um die verschiedenen Bereiche wie z.B. Laufen, Strategie und so weiter umzusetzen. Leider sind Verletzungen bei den Robotern nicht selten. Gelenke nutzen sich durch das viele Training und die Turniere schnell ab. Aber auch die Lüfter, die dafür sorgen, dass der Nao einen kühlen Kopf behält, fallen immer mal aus. Selbst wenn der Arm gebrochen oder auch nur defekt ist, fällt der Roboter aus: Er braucht ihn zwar nicht zum Spielen, aber um alleine aufzustehen. Deshalb ist es nicht selten, dass unsere Roboter zur Reparatur eingeschickt werden müssen“, erklärt Anne Wissing vom Nao-Team HTWK. Und weiter: „Man kann sich das vielleicht so vorstellen: So ein Roboter-Team ist wie ein einziger Computer.“
Informationen aus Kamerabildern und Lagesensoren werden gesammelt und zu einem einzigen Modell verschmolzen. Da kann es schon mal passieren, dass der Ball vor den Füßen eines Roboters liegt und trotzdem nicht von ihm gespielt wird, weil das Modell eine andere Lösung fand.“
Wenn er nicht gerade mit seinem Team auf dem Fußballplatz steht, posiert Megamind gern vor der Kamera: Fotoshootings und Video-Drehs gehören für ihn und seine Kollegen zum Alltag, und auch im Fernsehen ist er schon aufgetreten. Müde wird er von dem ganzen Trubel aber nicht. Megamind ist schließlich ein Roboter. Das knapp 50 Zentimeter große und etwa vier Kilogramm schwere Energiebündel hat bis zu 25 angetriebene Gelenke. In seinem Kopf sind zwei Kameras für die Wahrnehmung der Umgebung integriert. Per WLAN kann er mit seinen Teamkollegen kommunizieren und die Entscheidungen des (menschlichen) Schiedsrichters empfangen.

Megamind liebt die Abwechslung, die sein Alltag als Fußballroboter im Nao-Team HTWK mit sich bringt: „Jedes Jahr unternehmen wir mehrere Dienstreisen an die verschiedensten Orte der Welt, 2017 beispielsweise in den Iran und nach Japan.“ Besonders stolz ist er auf seinen bislang größten Erfolg, den dritten Platz beim Robocup 2016 in Leipzig. Für solche Glanzleistungen müssen Megamind und sein Team allerdings hart trainieren. Im Nao-Lab warten ständig neue Herausforderungen auf sie: Ob Lauftechniken, Ballerkennung oder Spielstrategien, die Fußballroboter lernen nie aus.

„Für viele ist das Nao-Lab nur ein Raum im Gebäude des Forschungszentrum Campus, doch für uns ist es das Zuhause.“ An der HTWK Leipzig fühlt sich Megamind besonders wohl, weil er neben den Studierenden auch mit vielen anderen interessierten und netten Menschen in Kontakt kommt – dabei steht er immer wieder gern für ein gemeinsames Foto bereit. „Und ganz besonders freut es mich, wenn mir beim Fußballspielen leuchtende Kinderaugen zu sehen“ so wie bei der RoboCup-WM 2016 in Leipzig, bei der „Langen Nacht der Computerspiele“ oder beim alljährlichen Leipziger Familienspielefest. Hätte Megamind einen Wunsch frei, würde er am liebsten Gedanken lesen können: „Dann wüsste ich immer genau, welchen Spielzug meine Gegner als nächstes planen.“ Der ehrgeizige Nao-Roboter liebt seinen Sport so sehr, dass er so lange wie möglich für die HTWK Leipzig weiterspielen möchte.
„Und vielleicht schaffen wir es ja auch einmal, Weltmeister zu werden“, träumt Megamind. Im Jahr 2050 zumindest wollen die Roboter der verschiedenen RoboCup-Ligen gegen das Meisterteam der FIFA – also Fußballer aus Fleisch und Blut – antreten. Doch bis da ein Sieg in greifbare Nähe rückt müssen Megamind und seine Teamkollegen aber noch kräftig trainieren.
