Im Gespräch mit Dr. Jochen Robes, der einen Workshop beim diesjährigen Christmas Special des HR Innovation Days anbieten wird.
Es klappt erneut. Auch in diesem Jahr gibt es eine Weihnachtsausgabe zum  HR Innovation Day. Mit derzeit über 100 Anmeldungen sind wir erneut gut  gestartet. Über die Liste der Keynote-Speaker und Workshop-Hosts freue  ich mich sehr, weil damit der Bereich Digitalisierung und Weiterbildung/Lernen das gewünschte Gewicht erhält. Ganz besonders happy bin ich, dass es mir gelungen ist, Herrn Dr. Jochen Robes  für eine Mitwirkung zu gewinnen. Ich bin seit Jahren ein eifriger Leser  seines Blogs und verfolge seine Aktivitäten sehr aufmerksam. Seine  Impulse und Informationen haben mir und den Studierenden, die sich mit  dem Thema „Modernes Lernen“ beschäftigen, sehr häufig geholfen. Herr Dr. Robes wird einen Workshop zum Thema „Corporate Learning goes digital – Was gibt es für Trends und wie können diese umgesetzt werden?“  anbieten. Herzlichen Dank bereits an dieser Stelle an ihn für die  Unterstützung des Events und natürlich auch für dieses Gespräch im  Vorfeld.
Wald: Lieber Herr Dr. Robes, ich habe Sie mit dem Profil Berater, Hochschullehrer und Blogger angekündigt. Hinzu kommt das anspruchsvolle Thema Ihres Workshops. Was können die Teilnehmer von Ihrem Workshop erwarten und was nicht?
Robes: Zuerst einmal freue ich mich sehr, erstmals beim HR Innovation Day mit einem Workshop dabei zu sein! Worum wird es gehen: Ich  werde mit einem kurzen Impuls beginnen, der aktuelle Trends in  Corporate Learning beleuchten, aber zugleich den Fokus auf das  informelle Lernen, das alltägliche, selbstgesteuerte Lernen am  Arbeitsplatz, setzen wird. Anschließend möchte ich mit den  Teilnehmenden herausarbeiten, welche Lernroutinen sie selbst pflegen,  welche Rolle netzgestützte Angebote dabei spielen und vielleicht noch,  wenn die Zeit reicht, wie man aus organisationaler Perspektive die  Rahmenbedingungen für informelles Lernen verbessern kann. 
Wald: Daran schließt sich gleich meine nächste Frage an.  Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Trends beim Lernen im  Unternehmen? Welche davon müssen HRler, die m.E. nicht immer zu den  ausgewiesenen Lernspezialisten zählen, unbedingt im Auge behalten?
Robes: Zuerst muss man festhalten, dass sich das Umfeld  für Weiterbildung verändert hat. Tätigkeiten fallen weg, Jobs verändern  sich, wir machen uns Gedanken darüber, welche Kompetenzen in Zukunft  gefragt sind und wie man diese entwickelt. Digitalisierung,  Automatisierung und Künstliche Intelligenz bringen viel Dynamik und  Veränderungsdruck in das Lernen. Deshalb sprechen wir heute nicht mehr von E-Learning, sondern lieber von Lernen in der digitalisierten, vernetzten Gesellschaft. Damit geht auch eine neue Arbeitsteilung zwischen Mitarbeitenden und HR  einher. Mitarbeitende wissen ja selbst am besten, was sie an Antworten  und Lösungen benötigen. Und sie haben heute häufig die technischen  Mittel selbst in der Hand, um diese Lösungen zu suchen und aufzurufen,  und sie tun dies im Alltag an vielen Stellen auch schon. Man lernt also quasi an HR und Personalentwicklung vorbei. Höchste Zeit also für diese Gruppen, ihre Rollen und Aufgaben neu zu definieren.   
Wald: Dies klingt nach neuen Herausforderungen für die  Personaler. Wo können sie dabei Hilfe finden? Wer sind hier aus Ihrer  Sicht die richtigen Ansprechpartner?
Robes: Natürlich sind Personaler am Ende des Tages selbst Lernende. Und wo es um Veränderungen oder neues Lernen in Unternehmen geht, sollten sie mit gutem Beispiel vorangehen. Das betrifft vor allem Stichworte wie Digital- und Medienkompetenzen und das lebenslange, selbstgesteuerte Lernen. Das Netz bietet hier ja gerade im Bildungsbereich unzählige Möglichkeiten, selbst Erfahrungen zu sammeln. Also  zum Beispiel an einem MOOC über ein HR- oder Bildungsthema  teilzunehmen, Podcasts über Personalthemen zu abonnieren, anderen  HR-Experten via Twitter zu folgen und vieles mehr. Wer hier als  Personaler mitmischt und auf dem Laufenden ist, kann andere viel  glaubwürdiger auf Veränderungen vorbereiten und sie dabei unterstützen.    
Wald: Oft habe ich in der letzten Zeit den Begriff „Lern Hacks“ (auch den Aufruf von Thomas Jenewein dazu) gelesen. Was ist darunter zu verstehen?
Robes: Na ja, Lern Hacks schließen sich ein bisschen an die Work Hacks an, über die jetzt gerade im Rahmen agiler Organisationsentwicklung häufiger gesprochen wird. Oft sind Lern Hacks eine Sammlung von Maßnahmen (aber das klingt schon wieder komisch …), um das zu leben, was man heute mit Agilität verbindet.  Zum Beispiel mehr Verantwortung von Teams, kurze Planungszyklen, ein  Vorgehen in Iterationen, Peer-Feedback-Prozesse. Unter dem Stichwort  „Lern Hacks“ sucht man jetzt, bezogen auf Weiterbildung und Lernen, nach  konkreten, oft kleinen Lösungen, die Lernprozesse im Alltag  unterstützen. Sowohl aus der Perspektive der PEler, aber auch aus  Perspektive der Mitarbeitenden und Lernenden. Und so entstehen gerade „bottom-up“ Aufzählungen und Beschreibungen von Good Practices. Bei Thomas Jenewein kann man mal in so eine Sammlung hineinschauen. Dort werden zum Beispiel auch Badges angesprochen, die man verdienen kann, wenn man mit der Community einen Lern Hack teilt. Überhaupt sind auch Badges ein weiteres, aktuelles Thema! … Wie auch immer: Lern Hacks schaffen fließende Übergänge zum informellen Lernen und werden sicher auch in meinem Workshop ein Thema sein.     
Wald: Welche Bedeutung haben in diesem Kontext die  digitalen Hilfsmittel? Inwiefern benötigen Mitarbeiter (noch)  Unterstützung beim Umgang mit diesen Werkzeugen?
Robes: Ja, es stimmt, wenn wir heute über informelles Lernen oder Lern Hacks sprechen, denken wir vor allem an digitales Lernen bzw. Lernen in einer digitalisierten Welt. Dabei gehen ja Analoges und Digitales mehr und mehr ineinander über. Selbst  das Präsenzlernen, wie man so schön sagt, ist ja heute durchdrungen von  digitalen Möglichkeiten. Das beginnt mit der Vorbereitung auf ein  Seminar oder einen Kurs, dann das WLAN und die mobilen Endgeräte vor  Ort, dann Systeme, die im Unterricht selbst zum Einsatz kommen, bis zur  Begleitung der Lernenden beim Transfer des Gelernten in die Praxis.  Welche Unterstützung Mitarbeitende auf diesem Weg benötigen, ist sehr  unterschiedlich. Oft gehen die Erfahrungen mit den neuen Möglichkeiten  und Anforderungen des Lernens schon in kleinen Teams weit auseinander.  Hier greift dann ein weiteres Stichwort des digitalen Lernens: die Personalisierung der Lernangebote (adaptives Lernen) in digitalen Lernumgebungen. 
Wald: Eine wichtige Frage zum Schluss. Sie nehmen zum ersten Mal an meiner Eventreihe, dem HR Innovation Day in Leipzig, teil, Warum?
Robes: Die Neugierde auf das spannende Format und  vielleicht die letzte Möglichkeit, sich vor Weihnachten noch einmal  auszutauschen und zu vernetzen. 
Wald: Ganz herzlichen Dank für dieses Interview, lieber Herr Dr. Robes. Ich bin schon sehr gespannt auf Ihren Workshop.
 Zu meinem Gesprächspartner: Jochen Robes berät seit über 25  Jahren Unternehmen und Organisationen bei der Einführung und Optimierung  ihrer Angebote in den Bereichen HR und Corporate Learning. Die längste  Zeit bei einer kleinen Bildungsagentur, fünf Jahre für die Deutsche Bank  in Frankfurt und jetzt unter eigenem Namen (www.robes-consulting.de).  In diesem Zusammenhang hat er sich intensiv mit allen  Gestaltungsfeldern der Weiterbildung, vernetzter Lernumgebungen  (e-Learning, Social Media & Social Learning, MOOCs) und des  Wissensmanagements auseinandergesetzt. Seit 2003 informiert Jochen Robes  über diese Themen in seinem Weiterbildungsblog. Er ist Gründungsmitglied der Corporate Learning Community. Zur Zeit hat er zudem eine Vertretungsprofessur „Corporate Learning“ am Mediencampus in Dieburg bei Darmstadt übernommen.
